Quarteirão Bombarda - Porto Art District
- Mandy
- 27. Apr. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Ich bewahre in meinem Herzen, wie in einer übervollen Schatztruhe, alle Orte, an denen ich weilte, alle Häfen, in die ich kam, alle Landschaften, die ich durch Fenster und Bullaugen oder von Deck aus sah im Traum, und all dies, so viel, ist wenig verglichen mit dem, was ich will. (Fernando Pessoa)
Wie geplant fahre ich mittags mit dem Bus zurück nach Porto. Beim Warten gibt es den letzten Erfahrungsaustausch mit Pilgern aus Deutschland und der Schweiz. Die Fahrt führt vorbei an Vigo, den Rias Baixas und Redondela sowie Braga und ich sehe noch einmal alles, was mir entgangen ist auf meinem Weg. Manche fotografieren durch die Scheibe. Aber ich nehme alles in mich auf und speichere es in meinem Gedächtnis. Bei herrlichem Sonnenschein aber milden Temperaturen empfängt uns Porto zurück. Ich wundere mich über einige Wanderer, die direkt am Flughafen aussteigen und nicht mehr in die Stadt hineinfahren. Ich möchte unbedingt einen Portwein trinken. Was wohl der Instinkt schon wußte, mir aber nicht klar war. Ich habe eine Reservierung in einem Design Hostel im Art Distrikt von Porto. Bei meinem Kurzurlaub im September 2020 war ich schon einmal zufällig bis in dieses Wohnviertel oberhalb der Altstadt geraten, hatte es jedoch versäumt in die Rua Miguel Bombarda einzubiegen. Ich bin überwältigt von der Unterkunft. Es ist regelrecht schade, dass ich hier nur zwei Nächte verbringe. Leider kann ich das Restaurant montags und dienstags nicht testen. Aber immerhin gibt es morgens ein leckeres Frühstück. Ich muss unbedingt vor die Tür. Heute ist Montag. Das Wetter ist schön. Ich will das Viertel erkunden und lasse mich treiben.
Als ich am Dienstag beim Frühstück sitze, fängt es in Strömen an zu regnen. Meine gute Laune kann das nicht beeinträchtigen, denn ich habe gelernt am Meer kann es ein paar Minuten später wieder herrlich sonnig sein. Schließlich braucht die Natur und meine Lieblingspflanze die Strelitzie, die hier einfach in den Gärten wächst, ab und zu Wasser. Heute ist eine kleine Shopping Tour angesagt. Ich ziehe mein Regencape über und laufe hinaus. Lächelnd grüße ich, diejenigen die zurück lächeln. Irgendwann ist meine Hose klatschnaß und meine Füße auch. Aber es ist mir egal. Mein Ziel ist die Rua Santa Catharina, die Einkaufsstraße von Porto. Auf dem Rückweg trocknet meine Hose, nur die Schuhe sind noch naß. Ich verstaue meinen Einkauf in meinem Spind und versuche die Schuhe wenigstens etwas Trocknen zu lassen. Dabei genieße ich die Aussicht vom Balkon. Es ist wirklich wie Zuhause. Das Credo der Unterkunft Gallery Hostel: Bem-vindo à sua casa longe de casa. Nachdem ich gestern nur noch oberhalb der Altstadt unterwegs war, möchte ich heute noch einmal ans Wasser. Nach kurzen Schauern verwöhnt mich die Sonne zum Abschied. Ich bahne mir meinen Weg durch die vielen Touristen und Straßenmusiker. Am Ufer unten angekommen finde ich einen bequemen Sessel in einer Bar und trinke Porto Tónico, der mit allen Sorten Portwein angeboten wird. Ich bin nicht zum letzten Mal hier, das steht fest.
Abends werde ich an der Bar des Hostels von Barkeeper Sérgio auf einen Drink eingeladen und wir unterhalten uns lange. Ich lasse mir den Tipp geben in der Straße in ein Lokal zum Abendessen einzukehren, dass von zwei Brüdern geführt wird. Hier war ich schon vorbeigelaufen. Es ist eine großzügige Lokalität, die sowohl Kaffee und Kuchen als auch Bier sowie kalte und warme Speisen anbietet. Das Publikum ist eine Mischung als Künstlern, Designern, Einheimischen und Touristen, Studierenden, Pärchen beim Date und Senioren aus der Nachbarschaft. Einer steht am Herd, der andere läuft pausenlos von Tisch zu Tisch und versucht seinen Gästen jeden Wunsch zu erfüllen. Er ist so herzlich zu jedem Einzelnen - man merkt ihm an, seine Arbeit ist Leidenschaft und es geht nicht nur ums Geld verdienen. Ich esse ein Prego no Pão mit selbstgemachten batatas fritas. Das dünne geschnittene Fleisch ist oft nach eigenem Rezept mariniert. Dazu gibt es eine ebenfalls hausgemachte Limonade. Ich beende den Tag mit einem 10 Jahre alten Porto Tawny von Alves de Soares Oliveirinha bei Sérgio in der Bar.
An meinem letzten Urlaubstag besuche ich im Centro Portugues de Fotografia die Ausstellung Lente Feminina. Das Gebäude ist das ehemaligen Gefängnis von Porto. Auf dem Rückweg staune ich über die Schlange vor der Livraria de Lello und schmunzle. Schön war es."Foi muito bom aqui. Até logo!"
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